Im Jahr 2021 leben jüdische MitbürgerInnen nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Ihre Geschichte ist dabei geprägt durch Verfolgung und Vernichtung in mittelalterlichen Pogromen und vor allem in der Shoah. Um diese unvergleichlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Erinnerung zu rufen und um das Judentum als festen Bestandteil der deutschen Geschichte und Gegenwart für Schülerinnen und Schüler begreifbar zu machen, beschäftigten sich die Klassen aus der Jahrgangsstufe 10 der Oelder Gesamtschule näher mit der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion.

So unternahmen alle Klassen dieser Jahrgangsstufe im November eine Exkursion zur Wewelsburg, wo sie in einer Führung einen Einblick in die Geschichte jüdischen Lebens in unserer Region erhielten und sie sich über die Ideologie und den Terror der Nationalsozialisten informierten. Zwei der Klassen setzten sich dann noch in weiteren Aktionen intensiver mit dem jüdischen Leben in Oelde auseinander.

Die Klasse 10b suchte mit ihrem Klassenlehrer Herrn Arend am 08. November den jüdischen Friedhof in Oelde auf. Ausgestattet mit Haken und Rechen ging es zunächst darum, den Friedhof von Laub und Unrat zu befreien. Anschließend wurden die Gräber und Grabsteine von Schmutz befreit. Die SchülerInnen waren sehr ehrfürchtig bei der Arbeit und stellten viele Fragen zum jüdischen Leben in Oelde, welche später im Unterricht durch gemeinsame Recherche beantwortet werden konnte. Als ein Zeichen, dass die Menschen, die dort auf dem Friedhof beerdigt wurden, nicht vergessen sind und als generelles Zeichen der Erinnerung an die jüdische Geschichte legten die SchülerInnen abschließend einzelne kleine Steine auf die Gräber.

Am 09. November brach dann die Klasse 10g mit ihrem Klassenlehrer Herrn Krüger zu einer weiteren Aktion auf. Dieser Tag ist in Deutschland ein bedeutender Tag: Auf der einen Seite die Ausrufung der ersten deutschen Demokratie 1918 und die Öffnung der Berliner Mauer 1989, auf der anderen Seite aber auch eben der Tag der Reichspogromnacht 1938. An genau diese Reichspogromnacht wollten die SchülerInnen der Klasse erinnern. Im Geschichtsunterricht wurde im Vorfeld die Thematik der Stolpersteine in der Stadt behandelt. Diesen widmeten sich die SchülerInnen in eigenständigen Recherchen und erstellten zu den einzelnen Familien der Oelde Opfer Plakate. Die wurden im Rahmen eines Unterrichtsganges an den jeweiligen Stolpersteinen vorgestellt. Anschließend wurden die Stolpersteine dann gemeinsam gereinigt. Da zu vielen der Oelde Opfer nur sehr spärliche Informationen vorliegen, beschäftigten sich die SchülerInnen auch mit möglichen Schicksalen der jüdischen Mitbürger Oeldes. Dazu wurden die Informationen der Stolpersteine ausgewertet und mögliche Fluchtrouten einiger jüdischer Mitbürger, die Deportationswege anderer und auch das Schicksal in Konzentrations- und Vernichtungslagern nachvollzogen und präsentiert. Die Ergebnisse der Nachforschungen wurden auch bei der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt Oelde präsentiert.